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ÄSOP
 
In den Dichtungen des Homer und Hesiod, in den äsopischen Fabeln und in den Aussprüchen der altgriechischen Weisen, ist ein Schatz psychologischer Erkenntnisse niedergelegt, der umso wertvoller ist, je weniger er von dem Geist der Moralität berührt ist.
 
Ehe das Denken die herrschenden Anschauungen der Vorzeit hinter sich ließ, um sich der unmittelbaren Betrachtung der Wirklichkeit hinzugeben, regte sich der Trieb nach Ergründung der Natur, indem der menschliche Geist versuchte, den Ursprung und Zusammenhang der Welt zu begreifen.
 
 
Wie alle menschliche Erkenntnis, so ist auch die Philosophie ausschließlich auf zwei Quellen angewiesen:
 
- auf die äußere Erfahrung durch Vermittlung der Sinne und
- auf die innere Erfahrung durch die Selbstbeobachtung.
 
 
Die Philosophie des sechsten Jahrhunderts (v. Chr.), in der Äsop lebte, konzentrierte sich noch auf die innewohnende Kraft welche die Weltentwicklung hervorgebracht hat, nach der Natur des Urstoffes.
 
In diese Zeit fällt die Blüte der äsopischen Tierfabeln, zu dem Zweck, moralische Begriffe im Menschen zu wecken.

 


Museo del Prado, Madrid